Freitag, 5. Juni 2015

Leben auf der Quinta - Teil 1

Bevor ich loslege, noch eine kurze Anmerkung: Ihr könnt unter den Beiträgen im Blog kommentieren und müsst dazu nicht angemeldet sein, oder, wie gewohnt, auf FB unter dem jeweiligen Link zum Blog. Wäre toll, wenn ich auch FeedBack bekäme, wir Eure heiß geliebte Kelly. Danke schon mal im Voraus.

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Nun, das Leben auf der Quinta mit so vielen Pflichten und einer großen Verantwortung, ist nicht gerade einfach. Ich will - in mehreren Teilen - ein wenig schildern, was wir tagtäglich tun, was uns bewegt und was uns Probleme macht, vor allem wenn man Verantwortung für rund 50 Tiere trägt.

Aktuell haben wir ja eine Hitzewelle, die offenbar auch nach Deutschland durchschlägt. Hab gerade in den Nachrichten gehört, dass Trockenheit ein Problem ist und es in Brandenburg bereist 60 Waldbrände gegeben hat ... schöne Grüße vom Klima und den Kohlekraftwerken, aber Deutschland musste ja mal wieder eigene Wege gehen und der Welt beweisen, wie toll wir aus der Atomenergie aussteigen, auch wenn wir keinen rechten Plan für das DANACH haben. Dass die Kohlekraftwerke es ausgleichen müssen, war klar, zumindest mir, aber offenbar nicht der Politik. Ausstieg ja, aber planlos???

Somit haben Ihr in Deutschland und wir in Portugal einiges gemeinsam, nämlich die Trockenheit und die Angst vor Feuer. Wir sind aktuell dabei, die Quinta feuersicher zu machen, alles Trockene zu mähen und die Erde umzugraben (hier ist ja jetzt nichts mehr grün), die Löschsysteme zu checken und die Pläne zu aktualisieren, die wir allesamt schriftlich bei uns tragen, damit in der Hektik der Löscharbeiten nichts vergessen wird. Die Angst begleitet uns über den ganzen Sommer hinweg, von Mitte Mai bis Ende September. Kein schönes Gefühl, vor allem wenn man Verantwortung für so viele Tiere hat und dafür sorgen muss, dass ihnen auch im schlimmsten Fall nichts passiert, aber auch dafür gibt es einen Plan. Ich bin berüchtigt für meine Pläne und denke immer: "wer plant der schreibt und wer schreibt der bleibt" ... oder so ähnlich.

Man hält immer wieder die Nase in die Luft, wie ein Hund der Witterung aufnimmt und man hofft, nichts zu riechen, was auf Feuer hindeutet. Ja, ja, wenn man mit so vielen Hunden so eng zusammenlebt, nähern sich die Spezies einander an. Mensch wird wie Hund, Hund wird wie Mensch. Klar, das ruft dann schnell die Psychologen auf den Plan, die Leuten wie uns ein Defizit an sozialer Kompetenz nachsagen und deuten, dass wir diesen Mangel dann im Zusammenleben mit den Hunden kompensieren würden. Der Hundebesitzer als Sozialkrüppel ... auch eine Sichtweise, die ich dennoch nicht wirklich unterschreiben kann, aber ich bin ja auch nicht neutral. Unter uns gesagt ist es mir auch egal, denn jeder soll nach seiner Façon glücklich werden. Fakt jedenfalls ist, dass Hunde eine extrem hohe Sozialkompetenz besitzen, die die des Menschen bei Weitem übertrifft.

Wasser ist unser anderes Problem und man weiß ja: das hängt naturgemäß eng mit dem Feuer zusammen, auch wenn man nicht esoterisch in der Elementenlehre vorgebildet ist. Wir haben hier ja einen Brunnen gebaut, schon vor 20 Jahren und der ist 100 Meter tief, damals viel zu tief, denn 40 Meter reichten auch. Der Brunnenbauer hatte mich gewarnt und dringend empfohlen, tiefer zu gehen. Recht hatte er und ich hab´s gemacht. Ohne den Tipp säßen wir heute auf dem Trockenen. Brunnen mit 40 oder 60 Metern sind heute trocken. Damals leistete der Brunnen 2.000 Liter/Stunde, heute sind es 2.000 Liter/Tag im Winter und 1.000 Liter/Tag im Sommer ... Wir haben noch eine uralte Grundwasserzisterne vom Vorbesitzer, die wir letztes Jahr aktiviert haben und da kommen runde 800 Liter/Tag zusammen. Ok, das sagt Euch vielleicht nichts, deshalb kurz die Erklärung der Mengen.

Die Pferde brauchen jeweils mindestens 60 Liter am Tag, macht also 180 Liter. Die Wasserbottiche für die Hunde brauchen alle zusammen runde 580 Liter, wobei die Hunde das zwar nicht komplett austrinken, aber wir müssen die Bottiche jeden Tag frisch befüllen und reinigen, jedenfalls im Sommer, denn trotz Schattenpositionen ist die Brühe nach einem Tag in der Hitze unzumutbar. Dann brauchen wir jeden Tag Wasser zum reinigen der Reviere und Hütten, das sind auch mal schnell 250 Liter - oder mehr, falls jemand Darmunpässlichkeiten hat. Man sieht also, es wird immer knapper. Ok, wir Menschen brauchen auch Wasser zum Zähneputzen und einmal monatlich zum Schnellduschen ;-). Wenn dann ein Feuer kommt, wird es mit dem Löschen wirklich knapp. Also duschen wir im Sommer gar nicht, haben die Neanderthaler ja auch nicht gemacht, weil sei gar keine Dusche kannten.

Was machen wir mit dem Abwasser??? Nun, da hab ich schon 1996, als man mit "Bio" noch Alfred Biolek meinte, eine namensgleiche Kläranlage gebaut, die Wasser recycelt und zumindest insofern wiederverwendbar macht, dass man ums Haus herum die Pflanzen am Leben erhalten kann, was auch wichtig ist, denn wo´s grün ist, brennt´s nicht so leicht. Wasserwirtschaft ist bei uns extrem wichtig, denn es gibt keine öffentliche Versorgung.

Ja, bei uns ist alles Bio, denn wir nutzen null Chemie auf der Quinta, nicht für Pflanzen, nicht zum Putzen, nicht zum Waschen und nicht für uns beide Menschen. Anders würde es auch gar nicht gehen, denn die Kläranlage ist mit Pflanzen bestückt, die das Wasser wieder aufbereiten. Aber auch ohne die Kläranlage würden wir es so machen, denn die Verseuchung des allgemeinen Wassers ist gigantisch und die Kläranlagen der Städte können das gar nicht mehr kompensieren. Trinkwasser in Städten ist hier extrem gechlort, damit niemand krank wird. Kochen kann man damit nicht und deswegen ist hier Wasser aus Flaschen das große Geschäft schlechthin, aber das ist ein anderes Thema, zu dem ich an anderer Stelle mal was schreiben werde.

Und so denken wir beiden Menschen in den fortgeschrittenen Lebensjahren auch an die Zukunft und überlegen uns, wie wir das alles in 10 oder 15 Jahren noch schaffen können. Ich bin dann Mitte 70 und Karin Ende 60. Wir werden wohl noch gute 15 Jahre die Verantwortung hier für unsere Tiere haben, denn wir stehen im Wort und haben allen versprochen, dass wir für sie sorgen, bis der Tag kommt ... Unser Motto lautet ja: "wer ein Mal seine Pfote auf die Quinta gesetzt hat, für den ist gesorgt und er bekommt alle Liebe und Fürsorge lebenslang."

So ein Motto hat natürlich auch Konsequenzen, denn die Arbeit ist hart und das 365 Tage/Jahr. Wir müssen immer überlegen, ob wir einen Hund aufnehmen können oder ob wir zu alt dafür sind, ihn bis zum Ende zu versorgen. Alten Hunden wie unserem Balti einen schönen Lebensabend zu schenken ist sicherlich kein Problem. Jungen Welpchen aber eine Zukunft auf der Quinta zu bieten, das wird problematisch. Wir werden zusammen mit unseren Tieren alt und das kriegen wir auch hin, denn versprochen ist versprochen.

Ein tolles Wochenende im Schwimmbad, Pool, Wald, Baggersee oder in der Eisdiele

Wünschen Euch der Piitschai und der alte Balthasar




2 Kommentare:

  1. Gelungenes Debüt, Piitschai (und Balthasar)! Und wir wissen ja, in welch' große Pfotenstapfen du getreten bist. Wir freuen uns jedenfalls schon auf die nächsten Berichte.

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  2. Meine Leute und ich freuen uns schon auf deine Geschichten und Berichte. Es fängt schon ganz super an! Vieles ist einem aus der Entfernung gar nicht so klar (z.B. diese extreme Wasserknappheit). Toll, dass alles mal angesprochen wird...

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