Dienstag, 16. Juni 2015

Leben auf der Quinta - Teil 4

++++ Endlich hat sich das Wetter mal wieder beruhigt und wir können Ski und Schlittschuhe doch wieder wegpacken. Heute haben wir 28 Grad und das ist ja mal ein Anfang. Blöd war der Regen in den letzten Tagen. Er bewahrt uns zwar vor Feuer, aber dass er ausgerechnet fiel, als wir Heu gemäht haben/hatten, ist wirklich doof, denn jetzt ist alles nass, muss von Hand gewendet werden und erst mal trocknen, bevor es dann zu Ballen gepresst werden kann, mehr Arbeit also, als eigentlich sein müsste. ++++

++++ Futter wurde gestern auch geliefert und das war dann das wahre Vergnügen, denn wenn wir Futter bekommen, dann kommt das Palettenweise, sowohl die großen Säcke mit 25kg, wie auch die Dosen zu je 800gr. Es ist halt immer eine rechte Schlepperei, bis alles überall verteilt ist, aber das macht Muckis und deswegen gehen wir auch nicht in die Muckibude, sondern trainieren hier unter freiem Himmel ++++

Nachdem ich Euch ja in den ersten 3 Teilen dieser Miniserie über unsere Routinen berichtet habe und warum feste Abläufe so wichtig sind, erzähle ich Euch heute etwas über die periodisch wiederkehrenden Pflege- und Wartungsarbeiten an unseren Gumminasen, die auch ein wesentlicher Bestandteil nachhhaltigen Tierschutzes sind. Auch wenn das nicht jeder einsehen will, so ist Nachhaltigkeit und echte Fürsorge und Pflege in unseren Augen immer noch die Basis echten Tierschutzes. Ich habe es ja im letzten Bericht schon angedeutet: wir behandeln unsere Tiere nicht anders, als ein privater Einzelhundbesitzer es auch tut ... oder tun sollte. Wir denken, dass wenn man ein Tier aufnimmt und damit auch vor dem Untergang rettet, dann sollte dieses Tier nicht nur einfach grob versorgt und verwahrt werden, sondern eben alle Fürsorge bekommen, die man einem Tier zukommen lassen muss, denn nur dann macht das alles einen Sinn. Mir ist klar, dass ich mir mit dieser Haltung und dieser Darstellung nicht unbedingt neue Freunde mache, aber ich bin auch kein Freund von sogenannten Tierheimen, die hunderte Hunde irgendwie aufnehmen, verwahren, mehr schlecht als recht halten und letztlich nicht wirklich nachhaltig und vor allem langfristig versorgen. Manchmal stimmt die alte Weisheit eben doch: "weniger ist mehr".

KaySi hat ja in den letzten Wochen mit ihrer Schermaschine "gewütet" und allen Langfelligen einen passenden Sommerschnitt verpasst. Das hat den Grund, dass es hier im Sommer heiß wird und man den Hunden kaum zumuten kann, im Wintermantel herumzurennen. Ein anderes Problem ist, dass viele Felltypen dazu neigen, schnell zu verfilzen. Die Filzkladden verwurschteln sich immer mehr, drehen sich regelrecht zusammen und enden dann als Knubbel direkt über der Haut. Diesem Problem kommt man nur durch regelmäßiges Bürsten bei, was vor allem im Winter ein echtes Thema sind, wenn die Hunde nass und matschig werden. Das wiederum liegt nicht daran, dass wir nicht genügend Hütten, Räume oder Unterstände hätten, nein im Gegenteil, es liegt daran, dass unsere Hunde den Regen und das Wasser lieben. Während wir Menschen in Regenkleidung frierend mit dem Clan auf Tour gehen, toben sie durchs Wasser der dann vollen Flüsse, wälzen sich im Matsch und haben echt Spaß. Das Fell dann in Ordnung zu halten ist bei manchen Hunden fast ein Ding der Unmöglichkeit, denn kaum gebürstet, machen sie dasselbe wieder, weil sie es lieben. Das ist der Nachteil, wenn Hunde frei leben können. Somit ist im Frühjahr/Sommer eine ordentliche Frisur die beste Lösung, denn so bekommt man eine Grundstruktur in das Fell und vermeidet Schäden an der Haut, wunde Stellen etc.

Der Fellwechsel fordert ebenfalls seinen Tribut. Knapp die Hälfte unserer Nasen ist davon betroffen.

Wir haben wir auch viele Hunde mit einem mittellangen Fell, also nicht kurz und nicht lang, die man auch nicht scheren kann. Sie müssen regelmäßig gebürstet werden, insbesondere in der Übergangszeit zum Sommer, wenn sie im Fellwechsel sind und das längere Winterfell büschelweise auf die Reise in den Wind geht. Gleiches gilt übrigens für die Pferde, die ja auch einen heftigen Fellwechsel durchmachen und entsprechend gepflegt werden müssen.

Einzig die Kurzfeller, wie unser BabyBub sind da weniger pflegeintensiv, aber leider ist das die Minderheit im Clan.

Dann haben wir noch einige Hunde, die aufgrund von ehemaligen Wirbelsäulenverletzungen an Inkontinenz leiden. Namen nenne ich jetzt nicht, wegen Wahrung der Persönlichkeitsrechte, aber die echten Fans wissen, wer in diese Kategorie fällt. Diese Hunde, teilweise auch langfellig, sind im Bereich der Hinterläufe regelmäßig schmutzig und verklebt. Sie müssen im Prinzip alle 1-2 Tage an den entsprechenden Stellen gewaschen werden und das Fell muss immer kurz gehalten werden, damit sich da gar nicht erst etwas "Unschönes" entwickeln kann, um es mal diskret auszudrücken.

Nicht direkt zur Fellpflege und indirekt eben doch, gehört die Pflege und Kontrolle der Scalibors. Diese Halsbänder sind bei uns unabdingbar, um vor allem der Leishmaniose vorzubeugen. Der Wirkstoff sitzt bei den Bändern innen im Band und wird über eine Art Poren freigegeben. Da unsere Hunde ja in der Wildnis toben, sind die Bänder in regelmäßigen Abständen verschmutzt und müssen abgenommen und gereinigt werden, damit der Wirkstoff auch wirken kann. Das muss dann auch 50 mal gemacht werden, eben bei jedem Hund.  Dabei kontrollieren wir auch gleich, ob es eine allergische Reaktion gibt. In den letzten Jahren hatten wir leider einige Fälle von teilweise heftigen Reaktionen, die zu massiven Wunden und Entzündungen am Hals führten. Gerade bei langfelligen Hunden sieht man das nicht auf den ersten Blick und daher ist regelmäßige Kontrolle angesagt. Wir wissen nicht, woher diese plötzlichen Allergien kommen, außer dass es am Wirkstoff selbst liegt, denn man kann den Wirkstoff auch auf andere Weise verabreichen und wir haben auch dann immer diese Reaktionen bekommen. Gewechselt werden die Scalibors alle 6 Monate.

Das nächste Thema im Bereich Pflege sind dann die Krallen, incl. der Wolfskrallen. Letztere neigen bei manchen Hunden zum einwachsen, was zu schmerzhaften Wunden und Entzündungen führt. Also müssen die Krallen allesamt regelmäßig kontrolliert und eben teilweise auch geschnitten werden. Das spielt sich dann gestaffelt so alle 8 Wochen ab.

Ohren sind bei Hunden ja ein weiteres Thema, denn Hunde hören schlecht, seeehr schlecht und meistens sind sie sogar ganz taub, vor allem wenn man sie ruft und sie gerade mit anderen Dingen beschäftigt sind. Freie, wilde Hunde toben in der Natur herum und außer Schmutz, gibt es da auch noch andere Gefahren, die aus tauben Hunden, ganz taube Hunde machen - wenn Ihr versteht was ich meine. Im Ernst: das große Problem sind Fremdkörper und dabei speziell die Grannen von diversen Wildpflanzen/wildem Getreide. Diese Dinger bohren sich in die Ohren, kommen wegen der Widerhaken nicht mehr raus, lassen sich auch nicht herausschütteln oder mit der Pfote rauskratzen. Das Ergebnis sind heftigste Ohrenentzündungen, Vereiterungen mit Schmerzen und möglicherweise bleibenden Schäden für das Gehör. Ohrenkontrolle ist daher bei uns eine Arbeit, die mindestens ein Mal in der Woche stattfinden muss, also 100 Ohren anschauen. Meistens steht dann auch spätestens alls 2 Wochen eine Ohrengrundreinigungn an, die nicht wirklich bei den Hunden beliebt ist.

Und weil wir schon bei Fell, Pflege und Kosmetik sind ... die Flöhe und deren Kumpels, die Zecken... auch so ein Thema. Wir haben glücklicherweise mit Zecken praktisch keine Probleme, wegen der Scalibors. Dennoch gibt es hier Minizecken, die man nicht auf den ersten Blick sieht, die aber nicht weniger gefährlich sind. Daher ist Zeckenkontrolle wichtig, vor allem bei den Langfelligen. Was die Flöhe angeht, so geben wir alle 3 Monate eine Tablette, die wirklich sehr gut wirkt und vor allem irgendwelche Allergien verhindert. Pipetten sind auch ok, aber wir haben zum Einen festgestellt, dass die Flöhe Resistenzen bilden und zum Anderen manche Hunde allergisch reagieren. Mittlerweile sind Pipetten aller Art hier immer unwirksamer geworden und das geht nicht uns alleine so, sondern vielen anderen Hundehaltern auch.

Wenn wir schon bei den Flöhen sind: wo halten sich Flöhe denn sonst noch so auf, wenn sie nicht gerade an einem Hund herumnuckeln? Es gibt viele gute Verstecke und Nester. Allen voran die Decken in den Hütten, sowie Ritzen und Fugen in den Holzhütten. Also müssen die Decken sehr regelmäßig gewechselt und gewaschen werden und die Holzhütten innen durchgereinigt. Wir haben ein biologisches Spray, mit dem wir das durchführen. Mittlweile haben wir die Holzhütten auch schon weitgehend durch gemauerte Hütten mit glattem Putz ersetzt, denn die lassen sich leichter reinigen und bieten den Flöhen keinen Unterschlupf.

Decken waschen ist eine der Dauerarbeiten und so ziemlich jede Nacht hab ich die angenehme Aufgabe den stabilen Nachtstrom zum Waschen auszunutzen ... ja, waschen und anschließend dann noch die Waschmaschine reinigen, denn die ist meist voller Haare, die sich naturgemäß in den Decken sammeln. Ich bin nur froh, dass wir hier an ein biologisches = biologisch 100% abbaubares Waschmittel kommen, was nicht immer so war. Bei der Menge an Wäsche würde unsere Biokläranlage ansonsten die weiße Fahne schwenken. Ein weiterer, angenehmer Nebeneffekt ist, dass es keine Waschmittelallergien für die Hunde geben kann, denn das Waschmittel ist frei von jeglichen Allergenen und wird auch für Babywäsche angepriesen.

Ist der Mensch gesund, freut sich der Hund ... oder umgekehrt ...  also bei uns ist es umgekehrt und weil man nicht immer in einen Hund reinschauen kann und der frühe Vogel den Wurm fängt und vorbeugen ist besser als bohren und ... naja, Ihr wisst was ich meine ... sollten wir auch frühzeitig wissen, wie es mit der Gesundheit der älteren Nasen steht und ob sich was anbahnt, bevor man ernste Symptome erkennen kann. Daher schicken wir regelmäßig (im Schnitt vierteljährlich) Blutproben ins Labor nach Deutschland, um den Status checken zu lassen. Dies gilt vor allem für die älteren Hunde und die Hunde mit Vorbelastungen. Auch wenn alle Hunde eigentlich gesund sind, muss man vorbelastete Hunde, die z.B. an Leishmaniose litten immer mal wieder kontrollieren. Ob die Krankheit wieder aufgetreten ist, ist dabei weniger die Frage, als die Frage nach Leber und vor allem Nieren, denn die werden durch die Krankheit geschädigt und man muss auch nach auskurierter LM oftmals Schonfutter geben. Das wiederum könnte zu Mangelerscheinungen führen und daher empfiehlt es sich, regelmäßig ein Blutbild zu erstellen und eben alle Werte zu kontrollieren. Auch alte Hunde neigen zu Nierenschwäche, was wiederum durch eine alterbedingte Herzschwäche verursacht wird. Um diese Hunde medikamentös sinnvoll einzustellen und die Dosierungen ggf. anzupassen, kommt man um regelmäßige Blutbilder nicht herum. Das Ganze ist immer ein ziemlicher Aufwand, denn es müssen unterschiedliche Formen des Blutes eingeschickt werden, zum Einen das sogenannte EDTA und zum Anderen ein Serum, das wir hier selbst zentrifugieren, sowie sogenannte Blutausstriche, die im Labor dann mikroskopisch angesehen werden. Solche Aktionen sind dann immer mit viel Stress für Mensch und Hund verbunden und sehr zeitaufwendig.

Was es mit dem Futter auf sich hat und wie wir es auswählen, berichte ich dann in der nächsten Folge über das Leben auf der Quinta.

Derweil wünscht Euch BabyBub sonnige Tage und betont, dass ER keine Flöhe hat und noch nie hatte, dass ER nie geschoren oder gebürstet werden muss, dass ER immer ganz besonders gut hört und dass ER auch keine Decken in seiner Hütte braucht und die immer wieder rauszieht und zerfetzt, wenn KaySi meint, ihm was Gutes tun zu wollen. ER sei schließlich kein Weichei und frieren sei ihm fremd.





4 Kommentare:

  1. Bin schon ganz erschöpft vom Lesen... mir langen diese "Wartungsarbeiten" schon bei meinen Vieren, weil ja immer einer was gar nicht mag. Die eine hasst bürsten, der andere möchte eigentlich seine Decke nie gewaschen haben, der andere lässt niemand (und er meint niemand) an Pfoten oder Ohren... nur Amy lässt alles mit sich machen. Hauptsache dabei, sie hat als einzige diesen oympischen Gedanken, des "dabei sein ist alles".

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  2. Geht mir wie Heidi :-), bei 4 eigenen und diversen Pflegehunden ist das schon in einer 3-Raum-Wohnung eine Heidenarbeit. Und irgendwas ist immer. Aber was ihr leistet - unglaublich!

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  3. Nicht nur erschöpft, sondern auch noch ganz schwindlig von der ganzen gelesenen Pflegerei...Jeder der schon bei seinen eigenen Hunden gegen kleine bis mehr Widerstände zu kämpfen hat, weiß was ihr da leistet! Charmant und unterhaltsam geschrieben - hat trotz Schwindel Spaß gemacht deinen Beitrag zu lesen! ArchiebubKittykind

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  4. immer wieder ... es ist einfach unglaublich ,was ihr tagtäglich leistet! Ich habe mit Vergnügen deinen Bericht verschlungen.Teilweise mit einem Grinsen im Gesicht ,teils mit Schaudern angesicht des enormen Pensums an Arbeit. Und doch seid ihr beiden so liebe Menschen geblieben,und ich freue mich darauf euch auch diesen Sommer besuchen zu dürfen, obwohl ein Besuch immer zusätzlichen Stress und Arbeit bedeutet. Lieben Dank und liebevolle Grüsse!

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